... an dem die Kinder pflegeleicht werden. Bei Little Q. war er irgendwann in nicht allzu ferner Vergangenheit.
Gestern zB war es für den ehemaligen Klammeraffen ("Ich geh mal schnell vor, die Post holen." "Neeeeeeiiiiin, Mami, ich kommt mit. " "Aber das sind nur zwei Minuten. Bis du die Schuhe nur anhast, bin ich schon wieder zurück" "Naaaaaaiiiiiiin, ich komm mit, buhuhuuh") nicht mal ansatzweise ein Problem, eine Viertelstunde oder so ganz allein daheim zus ein (Sie erinnern sich: "Mirisschlecht" auf dem Schulweg), während der Hübsche Little L. in den Kindergarten begleitete.
Heute war er übrigens wieder fit, Gottseidank, sie besuchten nämlich am Nachmittag mit der gesamten Klasse das Jugendbücherschiff. Und weil das ja praktisch vor meiner Bürotür liegt und es für mich (vor zwei Wochen, als wir das abgemacht haben, da war der Nachmittag noch gänzlich meetingfrei) einfacher ist, ein oder zwei Stunden Gesellschaft von meinem Sohn im Büro zu haben (er hätte zB Kopfrechnen üben können bei der Saldierung der Etikettenbilanz oder beim Kontrollieren der Wägeprotokolle), als einen ausser der Reihe-Transport am Nachmittag vom Dorfbahnhof zu organisieren, also, deswegen habe ich mit meinem Chef abgeklärt, dass ich eben zwei Stunden Q.-Besuch bekäme, habe ihn beim Werksschutz als Besucher vorangemeldet und dann..... ja dann kam der neue Jobteil und der Donnerstag nachmittag war voll mit Projektbesprechungen.
Ich habe also Q. gefragt, ob er lieber nicht kommen wollen würde, weil: es würde langweilig werden, aber nein"Bei dir ist es nie langweilig". Mhmm. Also habe ich die restlichen Teammitglieder informiert, dass ich schon könne, aber dass wir evtl. Gesellschaft von einem 8Jährigen hätten. War für alle gut, also habe ich heute nachmittag ein bombig stolzes Kind mit einem Besucherausweis versehen, unterschrieben, dass ich ihn nicht in Labor und Betrieb lassen würde und mit Nintendo (lautlos!) und Buch mit ins Sitzungszimmer genommen. Was soll ich sagen.... ich habe ja schon das eine oder andere Mal notfallmässig ein Kind bei der Arbeit dabei gehabt und jedes Mal nur so ein mittelgutes Gefühl dabei gehabt. Klar, alle sind nett, alle sagen "Oh, wie niedlich", "Haben wir jetzt schon so junge Mitarbeiter?" "Ah, die Produktion führt Kinderarbeit ein", aber ganz ehrlich? Bis auf mich, die ich ja gewohnt bin, mich trotz Kindes zu konzentrieren, waren nicht alle so bei der Sache, wie sonst. Ich finde das im Notfall okay, aber ich bin zB heilfroh, dass zu meiner Unizeit niemand (okay, ich glaube, auch heute noch kriegen Chemiestudenten während des Studiums keine Kinder, das verträgt sich einfach nicht) auch nur auf die Idee kam, Nachwuchs mit in die Vorlesungen zu nehmen. Weil: auch wenn mich selber das nicht stört, für den Rest ist es Ablenkung und das ist einfach nicht fair. Finde ich. Aber ich finde auch zB Hunde im Büro unmöglich, das wäre für mich grad mal ein Grund, irgendwo nicht anzufangen oder zu gehen....(ich weiss, Kinder und Hunde zu vergleichen, das ist wie Autobahnen und .... aber nein, wir wollen das hier abbrechen).
Also. Notfall ist das eine, aber Q. war heute. Und was soll ich sagen? Es wird jetzt nicht jeden Tag passieren, weil: so spannend ist es nun wirklich nicht bei uns, aber Q. sass am anderen Ende des Konferenztisches und hat gedaddelt, keinen Mucks gemacht, sich nicht bewegt und war praktisch unsicht- und (noch wichtiger und unvorstellbarer) -hörbar.
Es kam noch besser: die Folgesitzung war im Büro meines Chefchefs, ich bot Q. an, mitzukommen, aber er wollte lieber in meinem Büro sitzen (zwei Stockwerke höher, die Etage schon fast ausgestorben, man erinnere sich an die Klammeraffensache vom Anfang....). Ich habe ihm also das Treppenhaus gezeigt, das Büro ("Das mit dem Helmen und mit dem Plakat "Willkommen in der chemischen Produktion"") vom Chefchef, erklärt, wie er mich anpiepsen könnte und dann habe ich ihn mit Miesel alleingelassen. Und er sass dort oben (ich bin einmal schnell schauen gegangen, er wollte aber immer noch nicht runterkommen) anderthalb Stunden und hat einfach gelesen (und gehustet, so dass mein Büronachbar vorbeikam und ihm Hustenbonbons und Schokolade vorbeibrachte)..... ich bin... fasziniert. Ehrlich.
Neben Kinderarbeit, Altersschnitt, junge Mitarbeiter etc. gab es aber eine sehr denkwürdige Konversation heute: Der Chef meiner Kollegin kam herein, sah Q. auf dem Besucherstuhl und meinte "Hallo, ich bin der XY, wer bist denn du?"
Q.: "Hallo, ich bin der Q."
CdK: "Ah, Du bist also der Sohn, der noch mehr redet als die Mama?"
Q.: "Ja."
CdK: "...."
Q.: "...................."
CdK: "....Ah. Ok."
Q.:"Ich les jetzt, ok?"
Ha. Von wegen "Immer am Babbeln!"
"Ich les jetzt" - herrlich!
AntwortenLöschenWir hatten auch schon Kinder von Kolleginnen da, ab einem gewissen Alter (kindabhängig) sind die tatsächlich eine Bereicherung. Wobei sich bei uns auch immer eine Tätigkeit findet, die sie helfen können, wenn sie wollen.
Als jahrelanger stiller Leser hier, muss ich jetzt einfach mal sagen: ich liebe Ihren Blog! Schön, daß es in letzter Zeit so viel zum Lesen gibt. Mein Sohn ist inzwischen zwanzig und studiert Chemie und so manchen Eintrag habe ich ihm schon weitergeleitet und ja: Chemiker sind speziell. Aber so liebenswert :)
AntwortenLöschenViele Grüße aus Baden-Württemberg,
Diana