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Donnerstag, Dezember 12, 2013

Sacktenzeichen XY

Es gibt ja diesen doofen (ich weiss gar nicht, ob ich den Spruch doof finde oder ob der so abgenudelt ist, dass ich überhaupt keine Meinung dazu habe, egal) Spruch: "Humor ist, wenn man trotzdem lacht".
Und so platt das klingt, damit fahre ich ganz gut. Ich habe mir irgendwann angewöhnt, nicht nur überhaupt ein sehr fröhlicher und gut gelaunter Mensch zu sein, das sowieso, sondern auch über Dinge, die eigentlich zum Heulen sind, einfach zu lachen. Ganz ehrlich, in sehr vielen auf den ersten Blick schrecklich und furchtbar erscheinenden Dingen findet sich mindestens ein Aspekt, den man wenigstens zu einer lustigen Geschichte verwursten kann. *
Und bevor das hier jetzt einen dramatischen touchy feely-Weg nimmt, den ich gar nicht im Sinn hatte, erzähle ich lieber von dem für nicht in einem Pharmaunternehmen, das in einem Monat eine FDA-Site-Inspektion erwartet, arbeitende Menschen total banal klingenden Drama, das sich aktuell bei uns abspielt. Bzw. nicht das Drama als solches, weil: ich habe ja schliesslich einen Arbeitsvertrag unterschrieben und das ist alles ganz schrecklich geheim und ich wenn ich Ihnen wirklich etwas davon verrüte, dann müsste ich Sie alle töten und das will ja auch niemand.
Also. Es geht um Säcke. Es gibt zuwenig gute Säcke, die alle wollen und viele nicht ganz so gute neue Säcke, die eigentlich keiner will, aber was will man machen, es gibt keine neuen guten Säcke, also muss man einen Weg finden, sich zu einigen.
Und weil das ganze in einem Weltkonzern dann natürlich ganz viele verschiedene Abteilungen involviert, von denen keiner schuld gewesen sein will und deswegen (das ist jetzt aber biased**) die, die den Fehler am ehesten zu verantworten haben, am lautesten schreien, dass die anderen aber auch ganz viel Mist gemacht hätten, vermutlich sogar noch mehr,deswegen schwirren natürlich unendlich viele mehr oder weniger freundliche Emails durch das Firmennetzwerk, Fronten verhärten sich, zeitweilige Allianzen werden geschlossen (nichts eint so sehr wie ein gemeinsamer Feind, habe ich erst letztens beim Teambuilding-Workshop gelernt), man kennt das ja vom Kinderspielplatz.

An sich ist diese Sache natürlich gar nicht zum Lachen (FDA! GMP Compliance!), aber mittlerweile haben wir einen (nicht ganz einfachen, aber eben "Es ist kompliziert" gilt ja immer) Weg aus dem Dielmma gefunden und haben natürlich auch erst mal nur an die Lösung des Problems gedacht. Nur so kann ich mir erklären, dass ich die Mail mit dem Betreff: "Dringend: Bedarfsabklärung für alte Säcke" zunächst einmal speditiv und sachlichfachlich korrekt beantwortet habe und dann erst leicht hysterisch kichernd meiner Kollegin die Betreffszeile gezeigt habe.
Seitdem haben wir wie irre viele passende Wortwitze generiert:
Ich habe eine Mail mit dem Titel "Aktuelle Sacklage" verschickt, sie hat ausserdem angemahnt, dass wir bei aller Aufgewühltheit doch bitte immer schön "sacklich bleiben" sollten, wir werden sicher eine Root Cause Analyse, auf deutsch "Ursackenanalyse" durchführen, mal sehen, ob wir da tatsäcklich was rausfinden werden. Mails unterschreiben wir mit "Viele Grüsse von Ihrer freundlichen Sackbearbeiterin".

So. Klingt albern, war aber so. (und nein, wir hatten keinen Glühwein intus, bei uns auf dem Areal herrscht eine ganz strikte 0-Promille-Policy. Aber jetzt, (Achtung, Abschlusswitz), jetzt gönne ich mir einen Absacker.


* Und ja, sogar für mich gibt es Ausnahmen. Aktuell denke ich gerade viel an Little L.s Herzgeschichte, erstens weil es bald der dritte Jahrestag ist und zweitens, weil wir morgen hoffentlich die allerletzte Kontrolle in der Kinderkardiologie haben werden und dann ist das vorbei. Hoffentlcih. Über diese Geschichte mache ich keine Witze und werde es auch nie machen. Genauso wenig über die Angst, die wir diesen Sommer um Little Q. hatten.

** wir schauen jetzt gleich die letzten Folge der aktuellen (4.) Staffel Good Wife an. Ich bin im Moment sehr gut darin, in internationalen Telefonkonferenzen zu verhandeln. Habe mich erst am Dienstag nach nur 5 Minuten durch ein beherztes und elaboriertes "Objection, your Honour, relevance!" aus einer für zwei Stunden angesetzten Telefonkonferenz mit irischen Kollegen ausgeklinkt.

5 Kommentare:

  1. alles Gute für den Termin später ! du weißt ja, alles wird gut.
    Den Spruch merke ich mir ! rettung aus ewigen telefonkonferenzen kann ich gereade sehr gut brauchen.

    LG Bine

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  2. Wundervoll! Ich glaube, das könnte das ausschlaggebende Kriterium meiner Jobsuche sein: Nur Unternehmen, in denen diese Art Blödsinn möglich ist.

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  3. Hachja. Diese Maildebatten gibts bei uns auch, nur echt mit mindestens einem GF im Verteiler, wahlweise auch dem Papst und/oder der Bundeskanzlerin.
    Auf die Kalauerebene kamen wir noch nicht - ist notiert ;-)

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  4. Also ich hätte das auch komisch gefunden - zumal ich den Hintergrund zu solchen Geschichten aus eigener Erfahrung kenne. FDA hat unser Standort gerade mal wieder rum - keine Findings *yeah*

    Wurde eigentlich eine gezielte Ursackenanalyse betrieben? Denn wie wir alle wissen: nach dem Audit ist vor dem Audit!

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  5. Ooooaaaaaaaarrrrrrr herrlich, auf sowas könnte ich auch ewig herum blödeln, lustig :D
    Schöne Weihnackten !!!!
    Lg Eva

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