Datenschutzerklärung und Amazonpartnerlinks

Donnerstag, Mai 09, 2013

Raus aus der Filterbubble?

Mein Kopf ist noch so voll von Eindrücken der letzten drei Tage, dass ich ihn jetzt mal ein bisschen leer schreiben muss.
Ich schreibe hier ja so mein total unpolitisches, privates, manchmal motziges, meist aber locker flockig flauschiges Blog über alles und nichts garniert mit ein wenig Nähen, ein bisschen Globuli-Bashing und dem Vieleck Arbeit-Kinder-Mann-ich-Katze-RestderWelt. Dazu habe ich einen richtigen Job, der nichts mit Kreativität, Internet, Werbung, Computern etc. zu tun hat.
Ich hatte (und habe) das Gefühl, die Schnittmenge mit den re:publica-Begründern und auch dem Gros der Teilnehmer ist gar nicht mal so gross.
ABER: das Bloggen und die Menschen aus dem Internet und überhaupt sind nun schon so lange ein doch nicht zu vernachlässigender Teil meines Lebens und letztes Jahr, da war ich dann schon irgendwie angefixt von den vielen begeisterten Berichten nach der rp12, und manchmal, da muss man seine comfort zone auch einfach verlassen.
Also. Ich hatte mir also brav die re:publica-App runtergeladen, bei ungefähr 80% der Vorträge keine Ahnung, was ich mir darunter vorstellen sollte, aber nichtsdestotrotz ein volles Programm zusammenbekommen. In Anbetracht der irgendwann doch einsetzenden Müdigkeit und mentalem Aufnahmestopp (und man muss ja auch mal kaffeetrinken und aufs Klo  networken sind dann zwar einige hinten übergekippt, aber: es waren schon noch ein paar.
Vermutlich ist es wie immer auf einer Konferenz, wo sehr viele Panels gleichzeitig laufen, man hat immer da Gefühl, was zu verpassen und gerne auch das Gefühl, alle anderen hätten die bessere Vortragswahl getroffen, aber so das eine oder andere Mal, da war ich mir sicher: ich hab auch was richtig gemacht.

So war einer der ersten Vorträge über die Geschichte des Computers vom Sohn von Konrad Zuse zwar inhaltlich nicht viel neues, dafür aber garniert mit Familienbildern und, und das wurde der running gag, keinen Videos und einfach sehr nett und verspult.

Mein persönliches Highlight war Kate Miltner mit ihrem Vortrag "Cat Memes", sie hatte nicht nur ein unterhaltsames Thema, sondern wirkte auch so, also ob sie einfach  uneingeschränkt Spass am Vortragen hätte, das war bei den meisten anderen nicht immer so ;-).

Ansonsten steckte ich so ein bisschen in einem Dilemma: ich habe mir automatisch Vorträge ausgesucht, wo ich das Gefühl hatte, vom Thema ein bisschen Ahnung zu haben. Das ging von Craftistas über Wissenschaftskommunikation bis zur Zukunft der personalisierten Medizin. Das waren dann vermutlich am ehesten die Vorträge, die mit der Realität der miesten Menschen auf der re:publica eher nicht so viel zu tun hatten und deswegen entweder recht oberflächlich gehalten  (eben, damit auch Nichtinsider was verstehen) oder aber die Fragen und Kommentare waren .....so sehr am Thema vorbei, dass ich am liebsten.... leise geweint hätte ;-).
Beispiel gefällig?
 Bei der Podiumsdiskussion über grob gesagt das Thema "Wie allgemeinverständlich müssen Wissenschaftler ihre Ergebnisse kommunizieren und wie sehr können Laien überhaupt daran teilhaben?" meinte einer am Schluss sinngemäss "Forschung wird von Steuergeldern bezahlt, deswegen sollte es ruhig so sein, dass der gemeine Steuerzahler übers Internet Zugriff auf das teuer angeschaffte Messgerät im Labor hat, da auch mal was forschen kann und sich die Ergebnisse daheim am 3D-Drucker ausdrucken kann." Und weil ich auf diese Frage (welche Frage?) geantwortet hätte, dass die Wissenschaftler dafür studiert haben und sich damit auskennen und man nicht alles 3D-drucken kann (zB die in der Diskussion übermässig beanspruchten Antibiotika) und zB die Polizei ja auch aus Steuergeldern finanziert wird und man deswegen ja auch fordern könnte, dass jeder mal so ein bisschen Razzia machen dürfen sollte, deswegen sitze ich nicht auf einem solchen Podium.
Den Vortrag über die personalisierte Medizin fand ich logischerweise sehr interessant, auch wenn sich leider zwischendrin zeigte, dass weder die Vortragenden (die sich mit neuen Geschäftsmodellen, die aus diesem neuen Ansatz ergeben, befasst haben) noch das Publilkum verstanden haben, was personalisierte Medizin bedeutet (weder, dass irgendeine Superschurke die genetischen Prädispositionen der Menschheit speichern und für seine eigenen Superschurkeninteressen verwenden möchte, noch dass die quantified self Daten, die über irgendwelche halbseidenen Schrittzähler und Blutdruck-Apps gesammelt werden, irgendeinen wissenschaftlichen Wert hätten) und dass personalisierte Medizin keine Vision, sondern die Realität ist. Und zwar auf Gebieten, die (hoffentlich) niemand von allen Anwesenden jemals am eigenen Leib erfahren wird, nicht bei der Findung der perfekten Aspirindosis bei einem Hangover.

Es gab das eine oder andere Panel zum Thema Arbeit/Familie/Zeit, aber ganz ehrlich: die waren alle so sehr an meiner Realität vorbei, dass ich gar nicht wüsste, wo anfangen......)

So, das klingt jetzt schrecklich negativ, aber so ist es nicht gemeint. Ich habe durchaus jede Menge Vorträge gehört, die interessant und inspirierend waren, habe gelernt, dass es Präsentationen jenseits von Corporate Design gibt, dass sich alle Internet-Eltern dort Gedanken um ihre Kinder und das Netz machen und dass man aber eigentlich keine Angst haben muss sondern seinen Kindern wie im realen Leben auch mal vertrauen und von mir aus Vorbild sein muss.
Für mich am schönsten war der Vortrag von Felix Schwenzel und zwar besonders aus dem Grund, weil er auf eine unnachahmlich sympathische Art und Weise für Unaufgeregtheit in allem plädiert hat, was in Zeiten des Aktivismus und Empörung für oder gegen alles und das SOFORT sehr gut getan hat.
Leider habe ich das #aufschrei-Panel verpasst, weil ich (note to myself fürs nächste Mal: erst heimfliegen, wenns richtig aus ist) einen zu frühen Flug gebucht hatte, ich muss mir das noch mal nachschauen.

Was ich mir fürs nächste Mal (und während ich das so schreibe, merke ich, dass ich mir eigentlich recht sicher bin, dass ich nächstes Jahr vermutlich doch wieder gehen möchte ;-)) ausserdem merken muss: einfach mal in Vorträge gehen, wo mir der Titel nicht von vornherein was sagt, könnte trotzdem spannend sein.

Zwischen den Vorträgen habe ich durchaus das eine oder andere Schwätzchen mit Internetmenschen gehalten, die ich bisher nur aus ihren Blogs kannte (und die mich zum Grossteil natürlich nicht kannten, aber hey, der grösste Teil meiner Filterbubble war halt auch nicht da) und das war toll.

(Schauen Sie doch mal bei Journelle, beim Nuf und bei der Kaltmamsell vorbei, die haben viel ausführlicher über die verschiedenen Vorträge geschrieben und machen Lust auf mehr!)

Was ich eigentlich mit diesem laaaaaaangen, wirren (neben mir sitzt ein kleiner Sohn mit grosser Schüssel auf dem Schoss und behauptet, ihm wäre schlecht. Meine Aufmerksamkeit ist also....sagen wir, geteilt.) Post sagen möchte: kommt doch auch das nächste Mal! Es tut nicht weh und so könnte man vielleicht der privaten Ecke vom Internet dort auch ein Gesicht geben.

Und auch wenn ich währenddessen immer mal wieder eine Art unbefriedigtes Gefühl hatte, so ist es meiner Meinung nach ein sehr gutes Zeichen, dass mich das alles so umtreibt, weil: es hat mich immerhin zum Nachdenken animiert!

Vielen Dank fürs Mitnehmen, Frau ... äh Mutti!

1 Kommentar:

  1. Danke für Deinen Bericht!
    Macht mir Mut, es vielleicht im nächsten Jahr auch mal zu probieren.

    AntwortenLöschen

Bitte benehmen Sie sich. Und bitte geben Sie mir keine Tipps, danke. Wenn Sie es doch tun, landet Ihr Kommentar im Spam.