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Montag, Februar 16, 2009

Das wäre nichts für mich

Letzten Donnerstag konnte ich erstmals ein bisschen nachfühlen, wie sich Impfgegner/-kritiker etc. wohl fühlen müssen, wenn sie ihre Entscheidung vor einem Schulmediziner rechtfertigen sollen. Nur andersrum.¨

Von vorne: wie hier erwähnt, habe ich Little Q. bei unserer Kinderarztpraxis (Philospophie: "Jedes kranke Kind bekommt am selben Tag einen Termin", also nix mit Hokuspokus und so) schon vor Wochen für die in der Schweiz ja nicht empfohlene Windpockenimpfung angemeldet (Keine Ahnung, warum es vier Wochen dauert, den Impfstoff zu organisieren, aber gut).

Grund: bei uns in der Gegend gehen die Windpocken um und ich habe einfach keine Lust auf ein echt krankes Kind, das ich im Notfall niemandem zur Betreuung anvertrauen kann und eine Geburt/einen neugeborenen Säugling.

Letzten Donnerstag dann also der heissersehnte Termin.....doch halt, zuerst muss man an der Anmeldedame vorbei:
"Grüss Gott, mein Name ist Frau Brüllen, ich habe bei dem Kinderarzt unseres Vertrauens einen Termin zum Windpockenimpfen für meinen Sohn."
Langer kritischer Blick. Langes kritisches Schweigen.
"Das impfen wir hier eigentlich nicht."
"Ja, ich weiss, aber ich bin schwanger, etc. pp, Begründung siehe oben."
Langer noch kritischerer Blick. Langes noch kritischeres Schweigen.
"Den Impfstoff haben wir gar nicht da, weil wir das hier eigentlich nicht impfen."
"Ja, ich weiss, deswegen habe ich das ja auch beim Terminabmachen vor vier Wochen extra dazugesagt."
"Mhmmm. Haben Sie das mit dem Kinderarzt abgeklärt? Weil, wissen Sie, eigentlich impfen wir das hier nicht."
"Ja, habe ich. Ich habe es auch beim Terminmachen dazu gesagt, und jetzt vier Wochen gewartet und gebetet, dass mein Sohn nicht krank wird und jetzt bin ich hier und würde ihn gerne impfen lassen."
"Wissen Sie, eigentlich impfen wir das hier nicht."
"Ja, das haben Sie schon gesagt. Könnten Sie jetzt bitte schauen, ob der Impfstoff da ist?"
Laaaanger kritischer Blick, im Weggehen wird nochmal was von "eigentlich nicht" gemurmelt, dann die "gute" Nachricht:
"Nein, hier im Kühlschrank ist nichts."
Zu diesem Zeitpunkt war ich kurz vor dem Austicken: vier Wochen für einen Termin, man wagt sich mit einem gesunden Kind in die noro- und grippevirenverseuchte Praxis, um eine gut durchdachte und vorangekündigte Entscheidung in die Tat umzusetzen und dann? Nichts?
"Könnten Sie bitte unten im anderen Kühlschrank noch mal nachsehen?"
Mittlerweile ein bitterböser Blick, nochmal "Eigentlich impfen wir das ja nicht" und weg ist sie.
Wir stehen also wie bestellt und nicht abgeholt im Anmeldezimmer im Weg rum, bis wir uns dann irgendwann eigenmächtig ins Wartezimmer begeben.
Fünf Minuten später trägt die Anmeldedame eine kleine Schachtel mit Aufkleber an uns vorbei und das mit einem so angewiderten/entsetzten Gesicht, als handele es sich dabei um .... Milzbranderreger oder so was.
"Da steht sogar extra Ihr Name drauf. Weil, wissen Sie..."
"Ja, eigentlich und so. Aber jetzt ist ja alles geklärt, oder?"

Zwei Minuten später: im Behandlungsraum, der Arzt kommt mit Spritze im Kistchen rein, ich bin automatisch in Verteidigungshaltung:
"Bei uns ist alles super, Little Q. gehts gut, wir sind nur zum Impfen da. Ich weiss, eigentlich impfen Sie das hier nicht, aber eben, in fünf Wochen kommt das Kleine und ich möchte nicht, dass dann oder kurz davor oder kurz danach...."
"Okay, Little Q., möchtest du die Spritze ins Arm oder ins Bein? Bein? Gut. Pieks, fertig, sehr tapfer. Alles Gute, Frau Brüllen, wir sehen uns dann ja dann mit dem Kleinen zum Hüftultraschall."


(Impfreaktion: bisher keine. Ausser erhöhter Blutdruck bei mir.)

9 Kommentare:

  1. wachhunde im vorzimmer... die ganz speziellen diagnostizieren besser als die ärzte selbst... (zu den windpocken: unser arzt empfiehlt eine auffrischungsimpfung nach "x" zeit) lg martina

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  2. Hallo,
    du weißt schon, dass die erste Impfung nur zu 80% schützt? Ich hoffe für euch, dass ihr Glück habt, aber die Kinder meiner Freundin haben beide Wipos bekommen, obwohl sie (einmal) geimpft waren. Wir haben die Impfung nicht gegeben, weil bei uns die Notwendigkeit nicht da ist (Betreuung ist gesichert, ich bin nicht schwanger bzw. immun etc.), und sind da auch zum Außenseiter geworden. Ansonsten sind hier aber alle brav durchgeimpft :-)
    LG Daniela

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  3. Grüß die Vorzimmerschnalle ganz besonders herzlich von mir.

    Meine große Tochter bekam mit 18 Monaten die Windpocken, über eines der vielen, unzähligen Bläschen entwickelte sich eine Sekundärinfektion in der Wachstumsfuge des linken Sprunggelenks und daraus eine saftige Knochenmarkentzündung. Sie war 6 Wochen stationär in einer Klinik und brauchte die ganze Zeit Antibiotika intravenös. Die erste Zeit war nicht sicher, ob sie ihr Bein behalten kann. Wir gehören zu den glücklichen 20% dieser Fälle, in denen es NICHT zu Wachstumstörungen kam, so dass sie zwei gleich lange Beine hat.

    Und wenn der Vorzimmerschnalle dasnicht reicht, dann darf sie gern mal nachschlagen, wie hoch der Anteil an kindlichen Schlaganfällen aufgrund einer Windpockeninfektion ist.

    Und wenn das alles zu selten ist, dann frag sie, ob es ok ist, wenn Kinder zwei Wochen lang richtig übel krank sind, ekliges Jucken und Schmerzen haben - was nicht nötig wäre, wären die Kinder zwei Mal gegen Windpocken geimpft.

    Drei Mal durfte ich die Windpockenbei meinen Kindern erleben, ich selber hatte sie erst mit 16 Jahren - die hätte MIR mal unterkommen sollen!

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  4. hier in österreich wird übrigens zwei mal geimpft, für besseren schutz. (wobei die impfung aber auch noch nicht im allgemeinen impfplan drin ist.)

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  5. Hrrrrmpf. Bei so einem superlativischen weiblichen Vertreter des bovinen Geschlechts würde ich ja am liebsten zu radikalen Maßnahmen greifen ...


    http://www.juliesjournal.com/art/blogart/HomerChokingBart.jpg

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  6. so ne sprechstundenhilfe gibt es auch hier bei einem kinderarzt (nicht bei unserem). die stellt dann gerne auch mal die diagnose am telefon und sagt einem welches medikament man besorgen soll und das man sich den arzttermin sparen kann.

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  7. die vorzimmertante würd ich ohrfeigen, immerhin ist das deine entscheidung.

    wir hatten beim bollo null probleme mit der infektion, er war knapp über zwei jahre. er hat nicht mal gross gekratzt.

    ich glaube langsam, man muss das ganze schon in seinen relationen sehen, wenn ich daran denke, dass die schweizer den mmr-impfzwang vielleicht einführen. ich mein, hallo: wenn von 32000 ungeimpften sieben kinder sterben, dann ist das, und jetzt tu ich das rein wissenschaftlich ohne zynismus bewerten, eine recht kleine quote. also kann man sich durchaus fragen, ob es nötig ist, vor allem, wenn in der familie impfkomplikationen vorliegen. es sterben in all diesen ländern wohl jeden tag mehr kinder im strassenverkehr oder an anderen dingen als wegen einer nicht durchgeführten mmr-impfung.

    (nochmals: der emotionale schaden nach dem verlust eines kindes ist damit noch nicht eingeschlossen, wobei es da ja auch kulturelle unterschiede gibt (die afrikaner handeln das anders ab als wir westler, zum beispiel. ich kann da allerdings aus erfahrung reden, weshalb ich mir diese "wissenschaftliche" bemerkung erlaubt habe.)

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  8. wegen Nachimpfen: das habe ich auch so gelesen. Der Kinderarzt meinte, das wäre nicht unbedingt nötig, aber ich denke, ich werde zu gegebener Zeit mir den Spass nochmal antun.

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  9. Liebe Frau Brüllen,
    als Kind hatte ich Windpocken, als Erwachsene letztes Jahr zweimal heftigst Gürtelrose durch Reaktivierung der Viren, je drei Wochen krank geschrieben, Schmerzen bis zum Himmel und der Angst, es könnte doch noch eine Hirnhautentzündung werden. Damen wie der Anmeldedrache haben das anscheinend nicht durchgemacht, sonst würde sie sich nicht so "servicewüstig" verhalten.

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