Gestern, beim Einschlafkuscheln mit Little L., wir kamen über „Wie waren die ersten beiden Wochen in der zweiten Klasse denn so?“ drauf, als mir Little L. erklärte, dass er der Zweitbeste in der Klasse sei (das Ranking ist übrigens auch bei Q. in der Klasse anscheinend unter den Kindern bekannt, obwohl die Noten natürlich nicht öffentlich gemacht werden. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass das irgendeinen Druck auf die Kinder aufbaut, aber vielleicht bin ich mit meinen beiden Jungs, die beide am oberen Ende dieses Rankings hängen, vielleicht die falsche, um das zu beurteilen).
Ich: „Aha, und wer ist der Beste?“
L: „Das ist die L., schon immer.“
Ich: „Worin ist sie denn dann besser?“
L: „Eigentlich in allem. Obwohl: im Seilspringen nicht, da sind A. und A. die besten, die schaffen sogar 100 Sprünge.“
Ich: „Okay, das ist echt viel. Wieviel schaffst Du denn?“
L: „So einen. Oder manchmal auch fünf.“
Ich: „Sollen wir das mal üben? Ich denke, das ist zu einem Teil sicher Übungssache.“
L: „Naja, ich denke mal, es ist so: es gibt Kinder, die können das gut und die mögen das. Dann üben die das und dann werden sie immer besser. Und dann gibt es Kinder, denen macht es keinen Spass, die üben dann auch nicht und dann wird halt auch nicht besser. So ein Fall wäre ich zum Beispiel.“
Ich: „Meinste nicht, dass es Dir vielleicht besser gefallen würde, wenn Du es besser könntest?“
L: „Weisst Du, Mami, mein Problem damit ist, dass ich Seilspringen echt Zeitverschwendung finde. Das geht jetzt nicht gegen Seilspringen an sich oder Leute, die gerne Seilspringen, das ist einfach nur meine Meinung. Und deswegen habe ich auch keine Lust, das zu üben.“
Nun denn, wenn es jetzt um Bruchrechnen gegangen wäre, hätte ich das vielleicht nicht als letztes Wort stehen lassen, aber so? Für meine Kinder bräuchte es Debattierclubs in der Schule :-), nicht Seilspringen
NACHTRAG: Nachdem sich die ersten Kommentare schon für den Spamfolder qualifiziert haben, sage ich es mal so: Sie können aus dem Post gerne rauslesen, dass ich eine Tigermom bin, die ihre Kinder gegen deren Willen und unter Missachtung ihrer Wünsche und Grenzen zu Höchstleistungen prügelt. Oder Sie schaffen sich ein eigenes Leben an. (Ich zum Beispiel bin nicht immer diplomatisch)
Vaterstolz! (und jetzt mal ernsthaft: Seilspringen ist doch wirklich Zeitverschwendung...)
AntwortenLöschenAch, Little L, dich hätte ich gern als Mitschüler an meiner Seite gehabt!Bockspringen, ich sag nur Bockspringen....und immer saß ich oben drauf...und ich hätte so gut ohne leben können! Zeitverschwendung. Genau das ist es. Und bitte jetzt keine Diskussion, wie wesentlich das für die Muskulatur ist, bitttte! LG Sunni
AntwortenLöschen<3 welch' kluge Sichtweise...
AntwortenLöschenYou made my day!!!
AntwortenLöschenIch kann ihn soooo verstehen!!! Aber was für eine Leistung das so auszuformulieren! Hut ab!
Manche Menschen können Probleme haben.
AntwortenLöschenManche Kinder lieben halt Seilspringen und manche nicht.
und Bruchrechnen hätte ich auch für wichtiger gehalten.
*Kopfschüttel*
Ach, die sind einfach beide so weise. Ernsthaft, ich finde die richtig gut.
AntwortenLöschenWann hören wir endlich auf, die Menschen in der Schule und auch später alle gleich machen zu wollen?
AntwortenLöschenDieses tolle Kind bräuchte wirklich einen Debattierklub, was ist daran schlecht?? Dieses Kind kann/will nicht Seilspringen, was ist daran schlecht??
Die Gesellschaft sollte sich doch freuen, dass es Debattierklubkinder gibt, es gibt sicher in der Klasse auch Seilspringkinder, (die nie debattieren können werden und das auch nicht wollen )
Warum kann nicht jedes Kind in dem gefördert werden was es kann und dort richtig gut werden??
Und die Kommentare müssen dann gleich schreiben, aber Sport ist doch so wichtig usw., ich erinnere an die tolle Bundesjugendspiele Diskussion. Es wäre doch viel logischer, wenn die Gesellschaft die Vielfalt an Talenten vernünftiger nutzen würde anstatt sich mit Gleichmacherei und Mobbing (XY kann nicht Bockspringen, schaut den/die an) die Talente zu ruinieren.
Außerdem haben die "Hier beliebige Fähigkeit einfügen"-Kandidaten dann auch mal ihre Nische in der sie sich profilieren können und das Gefühl etwas besser zu können als die Klassenbesten. Und ich finde das für so eine Kinderseele gut.
AntwortenLöschenSusanne
(Mutter eines ziemlich durchschnittlichen Mädchens, in Seilspringen und Rechnen gut ;-))
P.S. Ich habe eigentlich nicht den Eindruck einer Tigermom, ich vermute es liegt an dem sowieso schon hohen Bildungslevel in der Familie. Und ich mache es mit dem Vorschlag zu Üben genauso, wenn sie nicht will dann ist es mir bei außerschulischen Kompetenzen auch wurscht.
Herrlichst <3
AntwortenLöschenWas Ramona sagt.
AntwortenLöschenDa ist mir spontan folgende Geschichte eingefallen, die wir mal im Studium gelesen haben (Kindheitspädagogik). Little L. hat Recht, man muss auch nicht alles können ;)
AntwortenLöschenEs gab einmal eine Zeit, da hatten die Tiere eine Schule. Der Unterricht bestand aus Rennen, Klettern, Fliegen und Schwimmen, und alle Tiere wurden in allen Fächern unterrichtet.
Die Ente war gut im Schwimmen, besser sogar als der Lehrer. Im Fliegen war sie durchschnittlich, aber im Rennen war sie ein besonders hoffnungsloser Fall. Da sie in diesem Fach so schlechte Noten hatte, musste sie nachsitzen und den Schwimmunterricht ausfallen lassen, um das Rennen zu üben. Das tat sie so lange, bis sie auch im Schwimmen nur noch durchschnittlich war. Durchschnittliche Noten waren aber akzeptabel, darum machte sich niemand Gedanken darum, außer: die Ente.
Der Adler wurde als Problemschüler angesehen und unnachgiebig und streng gemaßregelt, da er, obwohl er in der Kletterklasse alle anderen darin schlug, darauf bestand, seine eigene Methode anzuwenden.
Das Kaninchen war anfänglich im Laufen and der Spitze der Klasse, aber es bekam einen Nervenzusammenbruch und musste von der Schule abgehen wegen des vielen Nachhilfeunterrichts im Schwimmen.
Das Eichhörnchen war Klassenbester im Klettern, aber sein Fluglehrer ließ ihn seine Flugstunden am Boden beginnen, anstatt vom Baumwipfel herunter. Es bekam Muskelkater durch Überanstrengung bei den Startübungen und immer mehr „Dreien“ im Klettern und „Fünfen“ im Rennen.
Die mit Sinn für’s Praktische begabten Präriehunde gaben ihre Jungen zum Dachs in die Lehre, als die Schulbehörde es ablehnte, Buddeln in den Unterricht aufzunehmen.
Am Ende des Jahres hielt ein anormaler Aal, der gut schwimmen und etwas rennen, klettern und fliegen konnte, als Schulbester die Schlussansprache.
Wo er recht hat... Seilspringen (Seili gumpe) kann man mal machen, muss man aber nicht. Je älter man wird, je mehr muss man das unwichtige vom wichtigen trennen. Man kann nicht für alles Zeit verschwenden ;). Ich würde es für mein Kind genauso sehen. Bei Mathe etc. gilt leider nicht nur das Lust-Prinzip :D.
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