Dienstag, Januar 12, 2016

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"Wisst Ihr, was richtig schön ist? Wenn man morgens, noch halb schlaftrunken, im Feedreader einen klassischen Blog-Stöckchen-Artikel liest und so auf der Hälfte denkt: „Ach ja, Stöckchen, da täte ich auch gerne mal wieder mit“ und dann am Ende seinen Namen findet. Das ist schön." So begann der gestrige Blogeintrag von Christian Fischer aka jawl.

Genauso ging es mir, als ich seinen Eintrag fertig gelesen hatte ;-).

Und so habe ich die Ehre, die folgenden 11 Fragen zu beantworten und in der Folge mir 11 neue auszudenken und unter Bloggervolk zu werfen.
Nun denn.

Couch oder Club?
Ich würde ja gern sagen „Club“, aber das wäre gelogen. Nicht mal früher in meiner wilden Jugend (höhö) wäre der Club meine erste Wahl gewesen. Klar war ich feiern, aber meistens war der schönste Moment das Heimfahren im Nachtbus auf einer Route, die der Tages-ÖV gar nicht abfuhr. Und das Duschen, damit man nicht nach Rauch stinkend ins Bett geht. Dank Kindern, früh aufstehen, Netflix und allgemeiner Lethargie ist die Couch mittlerweile ganz weit vorn ;-).

Hast Du Dich mal in einer Partei, einer NGO oder ähnlichem engagiert?
Hmmm. Gelten da auch vereine? Dann ja. Dank der kinder bei den pfadfindern und im unihockeyverein. Politische partei: nein, ngo: ich denke da automatisch an wwf, greenpeace etc: nope. Ah, ich habe mal in einer Bürgerinitiative gegen den Flughafenbau im Erdinger Moos protestiert. Mit Protestmarsch und so.

… und warum (nicht)?
Pfadis mache ich, weil man mich sehr nett gefragt hat und ich das eine grossartige Organisation finde. Da helfe ich den extrem engagierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen gerne mit meiner etwas älteren erwachsenen Sichtweise. Beim Unihockeyverein mache ich das so ein bisschen zähneknirschend, weil das in den Vereinsstatuten steht, dass man helfen muss, wenn das Kind mitmachen will. Ich habe aber keinen Nerv, mich zu Generalversammlungen und Stammtischen zu begeben, ich leiste zähneknirschend die Helferdienste (nächsten Samstag Beizlidienst beim Heimturnier von 8-13h) ab und gut isses.
Ich bin nämlich allergisch auf vereinsmeierei, ich kriege zustände in diskussionsrunden, die nicht meinen standards der effizienz entsprechen und schöpfe absolut keinen Mehrwert daraus, mit Leuten, bei denen der einzige Anknüpfungspunkt ein eventuell geteiltes Interesse ist, einfach nur in fröhlicher Runde beisammenzusein. Bei der arbeit und unvermeidlichen aktivitäten wie elternabenden muss ich mich schon so zusammenreissen, dass ich mir das nicht auch noch in meiner freizeit antun möchte.

dazu kommt, dass mich bisher noch keine einzige partei oder organisation so uneingeschränkt überzeugt hat, dass ich dafür bereit gewesen wäre, mich voll und ganz (und weniger kann ich nicht) einzusetzen. Ich habe bisher in jedem programm ein killerargument gefunden, dass es mir sehr leicht macht, mich da rauszuhalten. (Plakatives beispiel: greenpeace setzt sich gegen walfang ein. Finde ich super. Gleichzeitig ketten sich greenpeace aktivisten an unserem werkstor an mit transparenten, die mich als mitarbeiter der firma (ehemalige firma, könnte heute vermutl immer noch passieren) als Mörder beschimpfen, weil die Produkte (aus gesetzlichen Verpflichtungen heraus übrigens) an Tieren getestet werden. Ja, das finde ich dann nicht so toll. Sorry, Wale.)

Kann natürlich sein, dass das alles nur Ausreden sind, um meine Faulheit, in meiner gefühlt sehr raren Freizeit lieber Netflix zu schauen als Flyer zu verteilen, vor mir selber zu rechtfertigen. Ich weiss es nicht.

Schon mal einen Roadtrip gemacht?
Ja. 1997 mit dem Hübschen in einem rosafarbenen Hyundai von San Diego die Küste hoch bis San Francisco, ins Sonoma Valley, Lake Folsom (wir haben direkt vor dem Folsom State Prison gecampt), Yosemite und zurück. Da war schon ziemlich toll. Vorletztes Jahr in Island haben wir dann eine Familienvariante eines Roadtrips um die Insel gemacht und dieses Jahr freue ich mich schon sehr auf unser „Jetzt mit Kindern“-Revival (Nicht ganz gleich, -Yosemite, + Las Vegas und so) des Kalifornien-Trips von 1997.

Dein Verhältnis zur EU?
Achtung, das ist jetzt eher gefühlte wahrheit als tatsächlich durch politische ahnung tatsächlich fundiertes knowhow. Ich lebe ja seit fast 14 jahren in einem land, das sich mit händen und füssen gegen einen eu-beitritt wehrt, aber dadurch dass es geographisch, wirtschaftlich und so mitten in der eu liegt, halt doch fast alle eu-richtlinien befolgt und guidelines umsetzt, sei es reach, atex, die mir jetzt spontan aus meinem berufsleben einfallen. Man macht das aber natürlich freiwillig oder für den fall, dass man doch iegendwann beitreten möchte, genau wie schengen, andererseits pocht man dann auf eigenständigkeit wie bei der einwanderungsinitiave und beim bankgeheimnis, und wundert sich dann, dass die eu dann auf einmal blöd tut, wo man doch so viel freiwillig machen würde. Nun ja.
ansonsten denke ich, dass es mit der eu wie mit dem internet ist: das geht auch nicht wieder weg, obwohl manche leute manche auswüchse doof finden. Ich bin noch in einem europa gross geworden, wo man an der grenze nah österreich geld wechseln musste und kontrolliert wurde. Für die reise nach korsika in die ferien brauchte man insgesamt vier verschiedene währungen, um unterwegs tanken und aufs klo zu können. Wenn man sich das in erinnerung ruft, ist doch einiges passiert in der zwischenzeit. Aktuell muss sich die eu allerdings in den nicht ganz so rosigen zeiten bewähren, sei es in finanziell schwierigen lagen (griechenland etc) als auch in der nur gemeinsam halbwegs würdevoll zu meisternden flüchtlingssituation. Und da zeigt sich meiner meinung nach ein problem, das die, die in grossen konzernen mit den so beliebten flachen hierarchien und matrixorganisationen arbeiten: wer entscheidet, wen  man sich nicht einigen kann, und wie wird diese entscheidung durchgesetzt? Es kann doch nicht sein, dass in brüssel gemeinsam eine entscheidung getroffen wird, wen  auch nicht einstimmig, und dann gehen alle heim, und mache  doch das, was sie eh schon immer machen wollten? 
Was ich aber gut finde, ist, dass in der allgemeinen wahrnehmung (oder auch nur in meiner) die eu vom synonym für lebensfernen regulierungswahn (einheitsgrössen für gurken oder so) zu einem politischen apparat mit auftrag und mission geworden ist, auch wenn die durchsetzung noch nicht so ganz perfekt ist.

Hast Du so etwas wie eine Lebensphilosophie?
Phew, ich nehme an, das wäre etwas mit "Wenn man wirklich will, dann geht's auch" oder "Wenn man Aufgaben, sich selbst, seine Fähigkeiten und Ressourcen richtig einschätzt, dann gibts keine Überraschungen", aber vielleicht ist das auch nur übersteigerter Optimismus gepaart mit protestantischem Arbeitsethos, Pflichtgefühl, Sturheit und Disziplin bis unter die Haarspitzen.

Land oder Stadt?
Alles hat seine Zeit. Studium, Doktorarbeit, Berufsanfang und keine und nur ein Kind war super in der Stadt. Hauskauf und mehr Kinder war perfekt auf dem Land (da bin ich pragmatisch: es gibt eine Liste von Punkten, klassifiziert als „Must have“, „Nice to have“ und „No go“ und dann wird/wurde entschieden. Die Kombination aus Immobilienpreis, Anbindung an die Stadt und die Arbeitsstätten, Erreichbarkeit von Schulen, Ärzten, Einkaufsmöglichkeiten, Kino etc., die Kinder sollen sich allein bewegen können, ergab für uns ein Haus in einer klassischen Vorstadtgemeinde. Mein Herz hängt nicht an dem Ort, an dem Haus nur wegen den Leuten, die drin leben und dem, was sie draus gemacht haben, aber es passt aktuell perfekt.

Wandern? Am Strand grillen? Oder Städtereise mit Kultur?
Wieso oder? Ich bin ja bekennende Vereinbarkeitsjüngerin und das auch beim Urlaub. Nur Wandern? Da meutern zumindest die Kinder. Nur am Strand? Da kriege ich spätestens am Tag 3 Hummeln im Hintern. Nur Stadt? Da tun mir beim Gedanken an nur Architektur und Kunst und psccccchhhht, das ist eine Kirche, schon die Füsse weh ;-).
Deswegen ist der optimale Urlaub ein Mix aus allem. Nur Camping und Kreuzfahrt, das kommt nicht in den Mix. Nie.

Monk oder „Mal sehen, wie’s kommt?“
Ernsthaft? Ich bin der spontanste und flexibelste Mensch, den es gibt ;-). Quatsch beiseite: ich bin sicher kein Monk, dafür bin ich viel zu pragmatisch und ergebnisorientiert. Klar würde ich die Pommes lieber der Grösse nach parallel auf dem Backbleck anordnen und das Backgemüse in Regenbogenform, aber dann würde das heute nicht mehr fertig, also: rauf und gut isses. Ich hasse aber Überraschungen und so bereite ich in meinem Kopf penibel Plan A bis mindestens F vor, mit am besten sämtlichen möglichen Szenarien, damit ich mich dann total spontan und flexibel wirkend den vielleicht veränderten Gegebenheiten anpassen kann. (Und ja, ich parke immer auf demselben Parkplatz vor dem Drogeriemarkt, könnte aber jederzeit, wenn es wirklich sein müsste, auch woanders parken. Glaube ich.)

Was wolltest Du als Kind werden?
Definiere kind. Vor der schule wollte ich unbedingt 8 werden, das schien mir das ultimativ coole alter und dementsprechend eine tolles Ziel. In der grundschule wollte ich dann grundschullehrerin werden (bevor meine mutter mit uns kindern zuhause blieb, war sie lehrerin, die grossartige lehrerin in der ersten klasse war ein grossartiges vorbild, die schreckliche in der zweiten ein toller anreiz, es besser zu machen.) Auf dem gymnasium dann, mit latein und geschichte und ganz grosser begeisterung für heinrich schliemann und dings.... die entdecker des tutenchamun-grabs wollte ich archäologin werden. Mit der zeit dämmerte mir, dass die coolen sachen schon entdeckt sind (sorry, liebe archäologen und historiker, das klingt in euren ohren sicher so wie in meinen, wenn jemand sagt, die zukunft liege in der biochemie, weil die klassische chemie ausgelutscht sei), ausserdem kam an dem humanistischen gymnasium, das ich besuchte, ab der 8. Klasse physik und ab der 11. Chemie (immer noch unvorstellbar, dass jemand da abitur machen kann, der nach einem jahr chemie mit einer 4 durchrutscht. Also: das wäre theoretisch möglich gewesen und bei einigen meiner Klassenkameraden war das auch so. BEI MIR NATÜRLICH NICHT, weil ich als erste Person an dem humanistischen Gymnasium freiwillig Chemie als Abiturfach ausgewählt habe und damit die Lehrer in högschte Verwirrung gestürzt habe) dazu und ich schwenkte auf naturwissenschaften um. Ich strebte übrigens ganz klar eine hochschulkarriere in der forschung an, zuerst in physik, wovon mich dann meine facharbeit im physik-lk kurierte. Ich hatte für den franck-hertz-versuch in der wissenschaftshistorischen bibliothek des deutschen museums originalliteratur von 1914 gelesen, die biographie von beiden wissenschaftlern (und die vom falschen hertz, der mit der akustik), ich war högscht aufgeregt und voller vorfreude, quecksilberatome in verschiedene angeregte zustände zu versetzen, freute mich aufs leuchten und überhaupt, und was machte ich? Zwei kabel in ein vorgestecktes rack mit eingekasteltem versuchsaufbau einstecken, an einem drehknopf drehen und werte von messgerät abschreiben. Das habt ihr davon, physiker, so habt ihr mich in die fänge der chemie getrieben, wo man wirklich die finger mitten in den spannenden und bunten, lauten, leuchtenden sachen drin hat. Das universitäre leben hat mir dann mittelschnell die sehnsucht nach einer karriere im elfenbeinturm ausgetrieben, nach einem kurzen flirt mit unternehmensberatung (god forbid) bin ich nun angekommen und glücklich.…

und hat das irgendwo noch etwas mit dem zu tun, was Du heute machst?
Naja, acht Jahre alt bin ich geworden ;-), ich bin heilfroh, dass der Lehrerinnencrush schnell abgeebbt ist, weil ich ein katastrophaler Erklärbär bin. Mir fehlt total die Fähigkeit, sich in jemanden hineinzuversetzen, der manche Zusammenhänge nicht versteht, der vielleicht langsamer denkt als ich, der sich nciht so easypeasy Sachen merken kann und vor allem, der nicht da ist, weil er für ein Thema oder Gebiet brennt, so wie ich, sondern weil er halt muss. Von der Archäologiebegeisterung habe ich mir ein solides historisches Grundwissen bewahrt und die Überzeugung, das humanistische Bildung toll ist und "tote Sprachen" keine Zeitverschwendung. Und sonst? Ja, Chemie, das ist geblieben, auch wenn sich mein Job im Lauf der Zeit von selber krachbummblitz zu "Leute beaufsichtigen, die Knöpfchen drehen und Werte von Messgeräten abschreiben" verschoben hat ;-).



So. Das wars auch schon fast von meiner Seite, es hat mir wirklich Spass gemacht!
Ich habe nun die Ehre, 11 neue Fragen an Blogger meiner Wahl weiterzugeben:

1. Wovor hast Du Dich als Kind am meisten gefürchtet?
2. Und jetzt?
3. Worüber hast Du das letzte Mal aus vollem Halse gelacht?
4. Wenn Du den Rest Deines Lebens nur noch ein Gericht essen dürftest, was wäre das?
5. Wenn Du Dein früheres Ich besuchen könntest und ihm einen Rat geben, in welchem Lebensabschnitt würdest Du Dich besuchen und was würdest Du sagen?
6. Was meinst Du, würde Dein früheres Ich diesen Rat befolgen?
7. Gummibärchen oder Schokolade?
8. Baden oder Duschen?
9. Chips oder Flips oder Nüsse?
10. Was war die bisher weitreichendste Entscheidung Deines Lebens?
11.Welches fandest Du die schwierigste Frage?


Uuuuuuund, diese Fragenliste geht an:
Little B.
Daily Pia
Frau ... äh ... Mutti
Cynthia von Mamamania
MeWorkingMum
Barfuss auf Lego

Ich würde mich freuen ;-)

1 Kommentar:

Pia hat gesagt…

Geil. Seit Jahren kein Stöckchen mehr beantwortet. Mach ich voll gerne. Morgen.