Donnerstag, August 14, 2014

Kinners, ich bin alt.

Vor einigen Tagen ist mir die Einladung zu unserem 20jährigen Abitreffen in die Mailbox geflattert. Und ja, ein bisschen überrascht war ich, weil unser Jahrgang zwar eigentlich so gut organisiert war, dass es schon zu Abizeiten ein "Team Klassentreffen" gab und keiner sich aus dem Staub machen durfte, ohne die Adresse seiner Eltern zu hinterlassen, weil die ja wohl weniger in der Weltgeschichte rumziehen würden als wir Jungspunde, und es trotzdem zwar ein Treffen nach 7 Jahren (was ist das denn für ein Jubiläum? keines!) gab, nach 10 aber keines und das Abitur war ja im Frühsommer, also: die 20 Jahre sind um, dachte ich, da kommt nix. (Und nein, selber organisieren, darauf habe ich bei aller Planungsbegeisterung echt keine Lust, so sehr liegt es mir dann auch nicht am Herzen)
Kommt aber doch und ich wusste nur nicht Bescheid, weil ich auf der Liste derer, die "nicht ganz so einfach aufzuspüren waren" gelandet bin, die anderen haben schon im April ein "Save the date" bekommen. Immerhin bin ich nicht auf der "Die waren doch bei uns in der Klasse? Kennt die noch jemand?" verschwunden. Wobei: komisch ist es schon, dass man sich schwer tut, mich zu finden. Meine Mutter wohnt noch im gleichen Haus wie 1994, die Telefonnummer ist noch die gleiche, in meinem Profil bei Xing (jaja, ich habe eins) findet man mich auch unter meinem Mädchennamen (glaube ich, kann leider nicht nachschauen, dazu müsste ich mein Xing-Passwort rausfinden); anscheinend reicht es, die EU zu verlassen, den Namen des Mannes anzunehmen und, und das glaube ich ist der Knackpunkt, kein Facebookprofil zu haben.
Naja, egal, jetzt bin ich ja eingeladen.
Ich bin mal sehr gespannt, wie und ob die alte Klassendynamik überlebt hat. Es gab ja wie überall die verschiedenen Cliquen, unsere (die nicht total uncoolen Nerds ;-)) hat sich in relativ konstanter Zusammensetzung auch das Studium ganz gut gehalten, bei den anderen weiss ich es natürlich nicht.
Mindestens ein Pärchen hat es seit dem ersten Kuss auf der Griechenlandreise in der 12. auf mittlerweile ööööööööhm, 11 (?) Ehejahre und zwei gemeinsame Kinder gebracht.
Ich habe angefangen, so ein bisschen nachzudenken: die Schulzeit selber kommt einem so lang vor, so prägend, ich weiss nicht: war das so? Ich bin 8 Jahre auf diesem Gymnasium gewesen, angefangen habe ich als 9 jährige Stopseline mit Kurzhaarfrisur, neben der kein Mädchen sitzen wollte, weil sie alle dachten, ich wäre ein Junge, und die unbedingt Archälogin werden wollte. Gegangen bin ich als 17jährige (mit grauenvoller, wobei: die schlimmste kam erst noch, Brille), fest davon überzeugt, als Chemikerin in der Wissenschaft ganz gross rauszukommen. Ich hätte mir ja nie träumen lassen, dass ich mal auf der dunklen seite lande. Wobei: da kannte ich den deutschen hochschulbetrieb auch noch nicht. Und die gehälter in der industrie ;-)
Lustig, vorher, beim Nachdenken dachte ich, dass ich mich eigentlich in den 20 Jahren seitdem viel mehr entwickelt hätte als in der Zeit davor, vom braven "ich mach immer alles richtig" Mädchen zu einer selbstbewussten Frau, die weiss, was sie will und auch mal ihre Meinung sagt. Jetzt gerade sehe ich aber vor meinem inneren Auge eine 6.Klässlerin, die sich beim Vorlesewettbewerb ungerecht behandelt fühlte (übrigens: das war echt eine Sauerei, nachtragend bin ich immer noch), das nicht akzeptieren wollte und diesen Vorfall alleine ohne Unterstützung von Eltern oder Freunden, wie man so schön in Unternehmenssprache sagt, bis ganz nach oben eskaliert hat. (Ohne Erfolg, ausser man zählt "vom Klassenlehrer vor versammelter Mannschaft abgeraucht werden" dazu, soviel sei gesagt)
Und andererseits mache ich auch heute gerne noch alles richtig und so "wie es gehört".
Egal, wie auch immer: ich finde es den Hammer, dass ich schon länger mit der Schule fertig bin als nicht ;-). Dass ich fast schon doppelt so lang in der Schweiz lebe, wie ich damals an dieser Schule war.

Und ja, ich bin gespannt, was aus meinen Klassenkameraden geworden ist. Wirklich. Sehr.

Und eigentlich kann ich rechnen (hab grad nochmal zahlen korrigiert;-))

2 Kommentare:

Dörthe hat gesagt…

Ich hatte dieses Jahr auch zwanzigjähriges Abitreffen. Zwanzig Jahre, was bin ich alt. Und was ist in der Zeit alles geschehen... Auf jeden Fall ist es erstaunlich, wie sich innerhalb einer Gruppe auch nach 20 Jahren das Gefüge kaum verändert hat. Ob ich zum Dreißigjährigen gehe, weiß ich noch nicht.
Viele Grüße und viel Spaß beim Klassentreffen! Dörthe

nata hat gesagt…

Das 20-Jährige Abitreffen war bei uns ein Riesenspaß. Das einzige Paar, das noch aus der Schulzeit zusammen war, mittlerweile verheiratet ist und Kinder hat, übernahm damals die Organisation. Hauptsächliches Hilfsmittel war eine Adressliste, die von der Schule zur Verfügung gestellt wurde. Obwohl es mittlerweile weitere Treffen gab, sind nach wie vor einige Ehemalige nicht aufzufinden, weil sie nirgendwo im Internet erscheinen und auch keine der verschiedenen Möglichkeiten nutzen, ihre Mailadresse zu hinterlassen. Bei FB finde ich gerade mal 23 von etwa 100 (können auch ein paar mehr gewesen sein, so genau weiß ich da nicht mehr).