Mittwoch, November 21, 2012

Morsche Knochen

Ich werd alt, langsam aber sicher.
Nachdem ich letztens erst noch milde lächelnd einem Mitarbeiter gelauscht habe, der mir erzählt hat, dass er mit seinem künstlichen Schultergelenk das Wetter vorhersagen kann, kann ich seit gestern mal wieder links fast nicht auftreten. Da habe ich mir nämlich in grauer Vorzeit beim Trampolinspringen sämtliche Bänder so angerissen, dass eine OP nicht angezeigt war, sondern langsame schmerzhaftes Ausheilen mit stinkigem Tape-Verband. War damals eh witzig: meine kleinen Schwestern waren leichtathletisch und handballerisch unterwegs und haben sich da alle Naselang beim Laufen die Beine gebrochen die tollsten Sportverletzungen zugezogen: Kreuzbandriss, sonstige Risse, Ermüdungsbrüche, Finger-, Nasenbein- und Wangenknochenbruch, Schulter verrenkt, naja, alles sehr schmerzhafte und langwierige Sachen. Aber: Leichtathletik, das ist ja nicht gefährlich.

Als ich aber verkündete, dass ich Laufenspringenwerfen doof fände und zum Trampolinspringen gehen wolle (damals hatte ja nicht HinzundKunz ein Riesending im Vorgarten stehen), da wurde mit „ne, das ist viel zu gefährlich“ sofort abgewiegelt und erst nach ausführlicher Rücksprache mit dem Trainer durfte ich dann doch.

Dass ich mir dann mehreren unfallfreien Jahren bei einer missglückten Landung (Salto a, also gestreckt rückwärts, ging soweit eigentlich gut, nur bin ich links eben nicht auf der Fussfläche, sondern auf der Aussenkante gelandet) eben die Sprunggelenksbänder angerissen habe, das war ja „so klar, und jetzt hast Du auch eingesehen, dass das eine Schnapsidee war, oder?“.

Hatte ich nicht und so habe ich weitertrainiert und mir dann wieder erst Jahre später bei einer etwas spektakuläreren Bruchlandung nach einem missglückten 1 ¾ Salto vorwärts zwei Wirbelfortsätze angebrochen. Klingt dramatischer, als es war: ich dachte zwar kurzfristig, ich wäre tot, war ich aber nicht, alles war noch dran, ich habe dann die letzten anderthalb Stunden noch weiter trainiert, bin dann noch auf eine Geburtstagsparty und erst am nächsten Morgen konnte ich kaum aufstehen. Am Montag danach habe ich dem Orthopäden an einem Wirbelsäulenmodell demonstriert, was passiert ist, und das dabei zerstört. Am realen Objekt war es dann eben nicht so wild, für angebrochene Wirbelfortsätze gibt es „Wärme und Strom“, sowie zwei Wochen Sportverbot. Und ja, danach hatte ich dann beim Trampolinspringen nicht nur gerne mal Rückenweh, nein, ich hatte auch Angst und das ist so ziemlich das Hinderlichste (neben keiner Beckenbodenmuskulatur) dabei.... schade, eigentlich.

Seitdem bin ich bei Dehnübungen, wo man sich so nach vorne zusammenfalten muss, nicht mehr ganz so gut dabei, mein linkes Fussgelenk knackst schön, wenn ich den Fuss gegen den Uhrzeigersinn drehe und vielleicht kann ich jetzt auch Wetter damit vorhersagen.

Also, wenn es morgen oder so Wetter gibt, ich habs Ihnen gesagt!

4 Kommentare:

Evi hat gesagt…

ok - Ihr linkes Fuß- und mein rechtes Schultergelenk sind dann zusammen die Wetterfee, das lasse ich gelten, aber alt, das lasse ich nicht gelten, sonst reicht Grufti ja für mich nimmer. :-)

antje hat gesagt…

morgen soll's regnen und jetzt ist ja wohl klar wer schukd ist ;-)
lG
antje

marc mit kind hat gesagt…

Ich kenne einen Kerl aus einer Sportgruppe, in der der Running Gag ist: "Wir sind noch knackig - die Knie, der Rücken, die Schulter... Alles knackt."

Anonym hat gesagt…

Der Artikel ist ja für mich gold wert. Sie, meine Liebe, sind nämlich die allererste, die sich mal darüber ausspricht, dass nicht vorhandene Beckenbodenmuskulatur beim Trampolinspringen hinderlich ist. Und ich dachte immer, ich wär die einzige, die sich alles zukneift, während sie ein winziges Hüpferchen wagt...DAS hat meinen Tag versüsst! Übers alt werden schreibe ich lieber nichts, denn dann hör ich nicht mehr auf, mich würde aber schon die morgige Wettervorhersage für den Kreis NRW/Siebengebirge interessieren :-) Schönen Abend!

Mari