Mittwoch, September 05, 2012

Unruhiger Geist

So hat mich mene Mutter fürher immer genannt, wenn ich eben rastlos durchs Haus getigert bin und nicht so recht wusste, was zuerst machen.
Im Moment bin ich ja temporär alleinerziehend und ich merke jetzt schon (also, nicht, dass ich das anders erwartet hätte), dass ich für eine Fernbeziehung nicht geschaffen bin. Also, es ist nicht so, dass bei uns nun Land unter wäre oder nur Chaos oder die Jungs mir auf der Nase herumtanzen würden, gar nicht. Wir kommen morgens genauso pünktlich (oder sogar eher ;-)) aus dem Haus wie sonst, das InsBettBringen mache ich halt jetzt jeden Tag alleine, anstatt wie sonst nur die dreimal pro Woche, wo der Hübsche beim Sport ist. Die Jungs vermissen den Hübschen sehr, morgens bekomme ich auf die Frage, warum man denn so sparsam schauen müsse, die Antwort: „Erstens ist es noch dunkel draussen und zweitens vermisse ich den Papi ganz fest“... Ich bin ja ein total emanzipierter Mensch und so „brauche“ ich meinen Mann nicht, um Glühbirnen zu wechseln, das Auto zu reparieren (die Werkstatt kann ich auch alleine anrufen), den Müll rauszubringen und den Rasen zu mähen (das hat er ja dankenswerterweise noch kurz vor Abflug gemacht) *, ich brauch den Hübschen einfach so. Ursprünglich hatte ich mich ganz insgeheim auf eine Woche ganz freier Abende sogar ein bisschen gefreut, wo ich nur das machen würde, worauf ich Lust habe und Chips und Fernbedienung mit niemandem teilen müsste. In echt habe ich bisher abends Wäsche gewaschen, gefaltet, Rechnungen bezahlt, das Haus parat für die Putzfrau gemacht, alleine Desperate Housewifes geschaut, dabei gar keine Lust auf Chips gehabt, mein Blogbuch für das letzte Jahr bestellt und gestern dann immerhin noch zwei Shirts zugeschnitten. Rechtzeitig ins Bett bin ich trotzdem nicht gekommen, weil ich eben wie ein unruhiger Geist durchs Haus getigert bin auf der Suche-...... naja, ich weiss ja, dass er nicht da ist. In der Nacht wache ich alle Stunde auf, vermutlich weil niemand neben mir grunzt und schnorchelt... Und das Ganze geht jetzt noch knapp zwei Wochen so und morgen ist auch noch unser Hochzeitstag........ nun ja.

Anderes Thema: Blogbuch. Ich habe es wie letztes Jahr bei Blog2Print bestellt und freue mich schon riesig auf den diesjährigen Wälzer. Es ist nämlich bald wieder so weit: Bloggeburtstag, der 9. Dieses Jahr. Ich hätte damals nie gedacht, dass das mal so sehr ein integraler Bestandteil meines Lebens werden würde, dass ich soviele interessante Menschen ...... doch stop, das spar ich mir für den richtigen Bloggeburtstag auf.

Arbeitstechnisch steppt diese Woche natürlich der Bär, denn während der Hübsche in Südkorea weilt, sind ein Haufen Koreaner here bei uns und inspizieren uns. Das heisst natürlich lange Arbeitszeiten, sehr früh anfangen und sehr lang bleiben, natürlich weiss man vorher auch nicht, wie lange. Das wäre an sich ja kein Problem, normalerweise hätte der Hübsche dann eben Kinderabholdienst, aber von Seoul aus klappt das so schlecht. Also brauche ich eine Extrawurscht, weil die Kinderkrippe ja um 18:00h zumacht und ich somit halt spätestens um zwanzig vor sechs losmuss.... ist zwar kein Beinbruch, fühlt sich aber blöd an.

Little Q. und die Schule, das passt perfekt. Vorgestern habe ich ein wunderschönes Kompliment bekommen, sie sollten nämlich als Hausaufgabe ein paar Dinge mit „M“ am Anfang malen. Er hat neben einem Messer, Marshmallo, Mond und einer Maus noch eine Marionette gemalt. Ich fand das eine ziemlich abgefahrene Idee, aber er hat gemeint: „Weisst Du, erst wollte ich dich, also meine Mami malen, aber dann ist das nicht so schön geworden wie du und dann habe ich noch Fäden an Arme und Beine gemalt, weil Marionetten, die haben ja immer komische Gesichter.“ Die Hausaufgaben (die sich im Moment auch noch absolut im Rahmen halten) macht er anstandslos und ohne Mullen und Knullen, sogar recht ordentlich. Er packt selbständig seine Schultasche, hat noch nichts verloren, was will man mehr.

Little L. schwankt total altersgerecht zwischen Goldschatz und Terrorfratze, aber das kennen wir ja. Irgendwie habe ich den Moment verpasst, wo er von „grade so kein Baby mehr“ zu „ich kann ihn mir richtig gut im Kindergarten vorstellen“ gewachsen ist. Im Moment ist sein Ziel, soviel zu essen, dass er einen richtig dicken Bauch bekommt ;-).

Nun denn.... wäre das auch mal wieder gesagt....


 
*Zur Beruhigung unseres Asiakorrespondenten: weder Auto kaputt noch Glühbirnen, nur das Ladegerät für die Zahnbürstenakkus habe ich heute morgen ein bisschen gesucht

5 Kommentare:

Judith hat gesagt…

was für ein geniales kompliment und durch und durch kreative hausaufgabenlösung von mama zu marionette!

Anja hat gesagt…

Vielen Dank Frau Brüllen. Seit Jahr und Tag suche ich nach einer schönen Methode meinen Blog haltbar zu machen. [Nur für den Fall, dass das Internet doch mal abgeschaltet wird ;) ]

julia hat gesagt…

Mir fehlt seit nunmehr fünfeinhalb Jahren jemand, der mich abends mal ins Bett schickt und alleine finde ich den Weg oft erst sehr sehr spät - aber hey, nach24 Uhr habe ich meistens die besten Ideen. Nur doof, daß der Wecker um 5:50 uhr klingelt.

Frau Brüllen hat gesagt…

@julia: an Dich musste ich denken.... (und ja, hier heute um 5:45h, ich bin den ganzen Tag nicht richtig wach geworden....)

Tina hat gesagt…

Zu uns kommen nächste Woche die Türken - rein zufällig habe ich Urlaub. Bis vor ein paar Jahren wusste ich nicht einmal, was ein Audit ist, heute tanze ich Samba, wenn ein solches mit meinem Urlaub zusammen fällt. Zum Glück bin ich ein eher unwichtiges Rädchen.

Wenn mein Mann für eine Weile nicht zuhause ist, dann brauche ich auch einige Tage, um mit seinem Fehlen zurecht zu kommen. Selbst die Katzen laufen rum wie Falschgeld, weil sie merken, wenn jemand fehlt. Wie schön, dass ich mit diesem Spleen nicht allein bin.