Mittwoch, August 10, 2011

Risiko raus? Mööööööp

Eins muss ich noch so zwischen den entspannten Urlaubsfotos loswerden: auf einer langen Autobahnfahrt durch Deutschland sieht man so einiges, unter anderem die neue Plakataktion für mehr Sicherheit auf den Strassen durch weniger Ablenkung: Sie zeigt im Stil von Kinderzeichnungen die dramatischen Folgen von, ja, von was eigentlich? Von Müttern, Vätern, Grosseltern, die wegen babbelnder, streitender, nicht mehr still sitzen wollender Kinder abgelenkt werden und gegen den Baum fahren?

Wenn das so gemeint ist, dann danke dafür!

Als ob es nicht schon schwierig genug wäre, sich gegen den normalen Geräuschpegel von hinten an zu konzentrieren ("Mami, wenn wir alle Ninjas wären, wäre es okay, wenn ich der Feuer- und du der Blitzninja wärst? Der Little L. sollte besser Eisninja werden, das ist nicht so heiss. Und der Papi ist der Sensei Wu, okay? Mal sehen, wer an meinem Geburtstag alles kommt, wollen wir schon einen Plan machen, in welcher Reihenfolge ich die Geschenke aufmache? Mal sehen, ob wirklich alle kommen und ob dann die Mitgebsel reichen. Wollen wir mal einen Liste machen? Oder wollen wir jetzt vielleicht alle Fischer sein und spielen, dass wir mit einem Boot unterwegs sind? Mami, was heisst "Gütesiegel für nachhaltigen Fischfang"? Wollen wir spielen, dass wir ein Gütesiegel bekommen und ganz tolle moderne Schleppnetzt haben, wäre das okay? Ohhh. Mami, der Little L. hat seine Hose mit Wasser gegossen und füllt jetzt den Türöffner...")

Auf solches Dauerbabbeln kann ich mit einem gelegentlichen "mhmmmmm" antworten, während ich in der Zwischenzeit aufpasse, dass ich nicht von irren Rechtsüberholern, sich die Fussnägel schneidenden LKW-Fahrern, die schon seit 38 Stunden unterwegs sind, oder mir drei Handys gleichzeitig telefonierenden Wichtigtuern über den Haufen gefahren werde.

Das geht aber nicht mehr, wenn von hinten folgendes kommt:
"Mami, warum ist das Auto da kaputt, warum weint das Kind, war das echt, kann das mit uns auch passieren, warum ist da der Papa auf der Wolke, ist noch jemand drin in dem Auto, das brennt, Mami, pass bloss auf beim Fahren, Mami, gell, uns kann sowas nicht passieren, Mami, würdest du fest weinen, wenn der Papi auf einer Wolke wäre, Mami, ich würde dich aber trösten, obwohl ich selber auch traurig wäre, Mami, was war auf dem Plakat???"

Da sag ich echt danke, Herr Ramsauer. Ganz tolle Idee. Entwickelt zusammen mit Kinderpsychologen, yeahhhh.

20 Kommentare:

Fee ist mein Name hat gesagt…

Oh die habe ich noch gar nicht gesehen. Klingt nach einem großen Erfolg :/!

sjoe hat gesagt…

jep, DAS hab ich mich auch gefragt, was das soll. super idee, dass die Kinder aufgrund der "tollen Plakate" die Krise kriegen...

Anonym hat gesagt…

Was ein schlaues Kerlchen, echt :-)

Bianka hat gesagt…

Wow - Ihr müsst viel Stau gehabt haben. Mein Hauptproblem an den Teilen ist nämlich immer, dass ich gar nicht alles erkenne und mich dann immer frage, was da überhaupt auf dem Bild drauf ist, *g*.

Karen hat gesagt…

Na prima. Da freu' ich mich ja gleich doppelt auf unsere Fahrt auf deutschen Autobahnen nächste Woche...

(Ich wollte neulich "Biene Maja" auf DVD bestellen. Vorher las ich in den Rezensionen noch, dass da dieser Raubkopierwarnspot vorn drauf ist, auf dem die Kinder mit der Mutter vor dem Gefängnis stehen und dem Vater ein Geburtstagslied singen. Auf einer Kinder-DVD! Auch sehr prima...)

Frau Brüllen hat gesagt…

@Bianka: gefühlt haben wir Little L. an jeder Raststätte zwischen Karlsruhe und Eckernförde gewickelt. Da hat man dann Zeit zum Plakatwatching
@Karen: hmm, da ist sie vielleicht wirklcih fehl am Platz. Wobei ich sie echt witzig finde ;-)

M hat gesagt…

Und vor allem: Das Plakat und der Spruch sind so schwer zu kapieren, dass man

-> abgelenkt <- ist.

"Risiko raus!" Was will uns der Künstler damit sagen?

Anonym hat gesagt…

Der Spruch mit dem "Risiko raus" hat mir auch zum Nachdenken gegeben. Auf den Plakaten sind nur Kinder dargestellt, die Mama, Papa, Opa,... verloren haben. Soll ich meine Kinder jetzt an der nächsten Raststätte rauswerfen oder mit Kindern nicht mehr Autofahren?
Leute die mit 250 über die Autobahn düsen interessieren sich nicht für Kinderzeichnungen, die haben nämlich keine Kinder an Bord.
Ich war Beifahrer und hatte viel Zeit mir die Plakate durchzulesen.

Gruß Susi

Frau Brüllen hat gesagt…

@Susi: Genau. Was soll ich denn machen? Eine schalldichte Trennscheibe einbauen oder nur noch fussläufige Entfernungen auf Feldwegen mit den Kindern zurücklegen?

Caramellita hat gesagt…

Was diese Zeichnungen sollen hab ich mich auch schon gefragt... Mir geht es da wie M - man wird selbst noch mehr abgelenkt, weil man zu verstehen versucht, was gemeint ist.

Die Kinder haben sie zum Glück nicht wahr genommen bislang...
Gruß,
Caramellita

féizào hat gesagt…

Ich hoffe, meien Kinder kommen nach mir raus. Die reden dann nicht so viel. o_O

Diese Plakataktion ist - fragwürdig finde ich. Irgendwie verstehe ich das so, dass man seine Kinder rausschmeißen soll.

Auch nach längerem Nachdenken sehe ich keinen wirklichen Sinn in dem Satz.

kawald hat gesagt…

hihi, über diese PLakate haben wir auch diskutiert. Da sind uns auch ein paar (mehr) begegnet. Mein Fazit war auch, dass ich die Kinder wohl an der nächsten Raststätte absetzen soll, damit ich nicht mehr abgelenkt bin. Anders kann man das ja eigentlich nicht verstehen, oder?

Blöde Aktion - echt mal!

Zwergrocker hat gesagt…

Unglaublich, ich hatte die neuen Plakate noch nicht gesehen. Man kann aber auf der Webseite zu der Kampagne ein Feedback hinterlassen - das habe ich soeben getan und andere sollten sich vielleicht anschließen. Saskia kann bereits lesen und nimmt diese Plakate sicherlich auch wahr *kopfschüttel*

Liebe Grüße
Petra

Frau Brüllen hat gesagt…

@zwergrocker: oh, das mach ich auch. leider finde ich die Feedbackmöglichkeit nicht. Hätten Sie einen Link für mich?

Anonym hat gesagt…

Hm, gesehen hab ich die noch nicht. Aber was ich jetzt auf deinem Link gesheen hab, sind die doch klasse!
Die Menschen fangen an darüber nachzudenken, was die Plakate sollen und was es bedeutet und was sie ändern können.
Ich würde sagen: Ziel erreicht!
Eva

Zwergrocker hat gesagt…

Das hier müßte der Link sein:
http://www.risiko-raus.de/webcom/kontakt.php

Liebe Grüße
Petra

Zwergrocker hat gesagt…

Ich habe tatsächlich bereits eine Reaktion auf meine gestrige Beschwerde über die Kampagne erhalten, das ging fix. Eine Stimme allein wird aber nicht reichen, um etwas zu ändern *hopphopp*

Liebe Grüße
Petra

Barbara hat gesagt…

Es gab davor ja diese anderen Plakate, auf denen todesanzeigenähnliche Bilder mit Minischrift drauf waren. Auch nicht besser. Lenkt doch ab! Auf der Autobahn sollte man sich jawohl aufs Fahren konzentrieren und nicht auf dümmliche Plakate...

Nele hat gesagt…

Zu dieser Plakataktion (bin da letzte Woche auch öfter dran vorbeigefahren) nur meine two cents:

Diese Plakate sollen natürlich nicht bedeuten, dass die lauten, lachenden, schreienden Kinder das Risiko sind und raus sollen.
Vielmehr soll der Fahrer das Risiko in seiner Fahrweise minimieren, also angepasst und nicht zu schnell fahren, damit die Kinder auch morgen noch Mama, Papa, Geschwisterkind, Oma und Opa haben.
Es sind Kinderzeichnungen, damit man sieht, dass es auf die Kinder ankommt, die hier ein Familienmitglied verlieren, wenn der Fahrer nicht ordentlich fährt.

Da mein Mitfahrer die Plakate zuerst aber genau wie Sie verstanden hat, scheint es Missverständnispotential zu geben. (Er hat sich von meiner Argumentation allerdings überzeugen lassen ;) )

Graugrüngelb hat gesagt…

Wir haben die Plakate unterwegs auch massenhaft gesehen (sind ja auch quer durchs ganze Land gefahren - allerdings in entgegengesetzter Richtung zu Familie Brüllen). Mich hat hauptsächlich gestört, dass sie mich ablenken, denn um die Botschaft zu verstehen, muss man schon recht lange und aufmerksam hingucken. Also aus meiner Sicht sehr kontraproduktiv.